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Der behinderte Hund

 

Ich zähle die Tage. Am Mittwoch ist es so weit. Filips Helm kommt ab. Drei lange Wochen musste das Cockerchen nach seiner Augen OP durchgängig an Schubbern, Scheuern und Kratzen gehindert werden. Weil nicht nur die Heilung, sondern auch einige der vielen Tropfen Missempfindungen auslösten, war das für  uns alle eine Tortur. Der kleine Ex-Ukrainer hat aber alles brav mitgemacht. Höchstens mal leise vor sich hin gemurrt.

Schon nach einer Woche hat der Kleine das
erste teure Visier blind gemacht. 

Dass uns kein großes Wunder geschehen und ein Blinder wieder sehend geworden ist, das hatte ich ja schon mal kurz berichtet. Inzwischen wagt der Arzt zwar wieder Hoffnung auf etwas Sicht ohne Linse, aber auf diesen unsicheren emotionalen Pfad mag ich mich nicht mehr begeben. Halte es statt dessen mit all jenen klugen Menschen, die uns allen raten, aus jedem Tag das Beste zu machen und jeder Lebenslage irgendeinen freundlichen Aspekt abzugewinnen.

Hier liegt Filip vor der zweiten Nachkontrolle tiefenentspannt
im Wartezimmer der polnischen Tierklinik. 

Dieses Hundchen macht es mir leicht, mit ihm als Behinderten umzugehen. Obwohl weiter blind, obwohl fast taub, obschon seit seiner Ankunft im Sommer 2022 schon mit mehreren Eingriffen an Zähnen, Ohren und jetzt den Augen geplagt. Der Junge ist selbst zu den Tierärzten freundlich geblieben. Das "Opfer" meiner Bemühungen um meinen ersten Auslandstierschutzhund., das ist derzeit meine allerliebste Erstcockerin Darja. Alles rennt nämlich immerfort um den Filip herum. Man redet, guckt, tropft, steuert ihn besorgt draußen an Hindernissen und Gefahrenstellen vorbei. Und sie - die immer Brave - ist nur ein Mitläufer. Wird übersehen! Nur mal kurz abgerufen. Sie hat schließlich zu hören. Sie hat es schließlich gelernt, zu hören. Ich bin so dankbar, diese kleine, total soziale und gute Supernase bei mir zu haben.       

Meine Darja - hier wieder nur Begleiter für den behinderten Hund 

Man hat ja schon Filme gesehen. Bücher gelesen. Z.B. über das Familienleben mit gesunden und behinderten Kindern. Oft rutschen erstere darin hinter dem Schutzbedürfnis der "Besonderen" hinten runter.  Genauso läuft das jetzt hier. Auch wenn am Mittwoch für Filip der Helm ab darf.    

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