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Du hast immer sooo nette Hunde!


Der kleine oben rechts neben dem Riesenschnauzer - das ist der Filip. In Sabines buntem Rudel haben 
schon andere Neulinge vor ihm Sozialverhalten mit Hilfe ihrer Rudelhunde lernen können.

Eben habe ich ein dickes Lob bekommen. Eines, auf das ich wirklich stolz bin. Ein hiesiger Bekannter (und zwar einer ohne Hundeerfahrung)  meinte: "Du hast ein Glück, immer so nette Hunde zu kriegen. Jetzt der neue Ukrainer, der ist auch wieder brav und freundlich zu jedermann." Nun gut, Stefan hatte den Filip noch nicht bei dessen Drängeleien an Türen und Toren und seinen anfänglichen "Zerrspielen" an der Leine und Rempeleien erlebt. Nicht den jaulend kratzenden Terror an geschlossenen Türen oder die Tobereien im Auto. Die ersten Wochen waren nicht leicht, zumal ja die Verständigung mit dem halb Taubblinden nur über direkten Körperkontakt oder neu erdachte Leinensignale erfolgen konnte. Und wenn ich den Kleinen barsch von der Tür zurückgeschubst habe, nachdem sanftes Zurückschieben nicht reichte, da hab ich manchmal gedacht, ein übereifriger Tierschützer würde das wohl schon als brutal einstufen. 

Aber Filip hat sehr schnell die wichtigsten Benimm-Regeln und die wichtigsten Signale für sein neues Leben in Deutschland gelernt. Er springt weder an Menschen noch Möbeln hoch, pöbelt weder Postboten noch Artgenossen an, zerrt weder an langen noch kurzen Leinen. Er ist jetzt nach acht Wochen hier schon ein gut zu händelnder und angenehmer Hund geworden. Lediglich gegen seine innere Uhr komme ich noch nicht richtig an. Schlag 6.30 Uhr fiept er trippelnd als Wecker vor dem Bett oder im Hausflur umher.  Anfangs sorgte ich mich, das er eventuell mal müssen müsste und riss dann schlaftrunken die Haustür zum Notpinkeln auf. Inzwischen weiß ich, es ist eher der Morgensnack, den die Hunde nach dem Aufstehen sehnlichst erwarten. Die Methode 1: sich tot stellen, die funktionierte leider nicht. Das Trippeln wird dann hastiger, das erbarmungswürdige Fiepen immer lauter. Heute habe ich erstmals Methode 2 umgesetzt: Wir stehen zwar auf und ihr könnt auch raus - aber ein Häppchen? Vergesst es! Gibt es nada, nix!!! Ich erzähle euch, wie es weiter geht. Heute haben meine beiden erstmal ziemlich bedeppert geguckt. 

Fressen bitte stets pünktlich.Wenn Hundi sowas explizit einfordert, dann muss
 ich überlegen, ob er künftig der Bestimmer wird oder ich es bleibe.    

Aber zurück zum Lob für meine netten Hunde. Heute morgen bin ich in meinem Dorf mit beiden Cockern hinter einer telefonierenden Hundefrau her gelaufen. Mal beschloss ihr Hund: hier muss er schnuppern - und Frauli parkte wartend ein. Dann beschloss Frauli an anderer Stelle, dass ihr Hund ja nun mal genug geschnuppert hätte und zog ihn hinter sich her.  Auch völlig wortlos. Also was haben die zwei auf ihrem Weg kommuniziert?  Kein Lob, wenn der Hund an der Leine nachgegeben oder auf Frauchen reagiert hat. Keine Aufforderung an ihn nachzugeben. Also warum soll dann ein Wuff reagieren? 
Und ja - auch wüste Pöbler haben wir hier auf dem Dorf. Sogar mehr als in den Städten.  Hinter den eigenen Zäunen, aber auch unterwegs angesichts entgegenkommender Artgenossen wachsen sich Bolonkas oder andere kleine Hunde zu lauter wilden Willis aus.  Und hinter massigen Labradoren hängt manches Frauchen oder Herrchens an krampfhaft festgehaltener Leine. So nach dem Motto: Der will doch nur spielen.  Er ist ja mit seinen drei Jahren auch noch soooo jung.   

Leute, es gibt 1001 Hundetrainer, 10002 Hunderatgebervideos im Netz, aber keiner davon kann euch ein 1 A Rezept für die Folgsamkeit eures speziell einzigen Hundes aus der Ferne verkaufen. Denn ihr müsstet für euren speziellen Hund Folgsamkeit, Nichtpöbeln u.a. selber auch wirklich wollen. Müsstet Lob und Tadel, Ermunterung oder Strafe dazu an den Typ Hund anpassen und das auch wirklich anwenden.  Ich kann euch  nur meine Erfahrung sagen: Beim Leben mit Hunden sollte man wenige klare Regeln aufstellen. Und die dann auch umsetzen.  Das führt zu netten Hunden!!! 





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