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Der Filip, der schafft mich!

Neulich fragte meine Dresdener Hundefreundin Sabine, ob ich die Aufnahme eines blinden und alten ukrainischen Cockers jetzt vielleicht doch bereue. Ich schwöre:  nein!!!! Aber ebenso ehrlich gebe ich kleinlaut zu: das kleine braune Kerlchen prüft mich gerade sehr hart.  Er ist nämlich gar nicht alt, sondern erst 5. und ungeachtet seiner Einschränkungen aktiv.  Eben ein Kerl, mit Macho -Tendenzen.   

Die Hundeidylle in der Wohnstube - aber es ist nicht alles Sonnenschein

Filip (der rechts auf dem Schaffell) das ist der fast blinde und taube Ukrainer.  In seinen drei Wochen hier hat sich das Kerlchen schon ganz gut mit den neuen Gegebenheiten seines jetzigen Lebens arrangiert. Er nimmt ohne Stürze die draußen-Treppen in unserem Mini-Grundstück. Er wagt es nicht mehr, der Cockerprinzessin Darja nach hastigem Ausschlingen der eigenen Futterschüssel die ihre streitig zu machen. Er lässt sich im Haus mit Handkontaktsteuerung auf seinen Platz schicken oder mittels quergestelltem Knie vor dem Drängeln aus der Tür abhalten  Aber er jodelt, kläfft und winselt mich auch  allmorgendlich schon gegen 6 Uhr aus dem Bett. Irrt immer noch in manchen Nächten durchs Haus. Weil er schon ab Dämmerung gar nix mehr sieht. Ich hingegen lasse ihn jeden Morgen ein Minütchen nehr länger umhertippeln und winseln, ehe ich ihm mit einem Streicheln signalisiere, dass er nicht allein ist. Dann ist seine neue deutsche Welt wieder in Ordnung. 

Bei der Fahrt zum Gassi zerlegt Filip wild vor Freude nicht nur
 die Schondeckein  meinem Rentnerauto 

Es ist und bleibt eine Herausforderung, wie man einem Hund, der einen nicht hören kann und der nur auf dem rechten Auge noch etwas sieht, übermittelt, was unsererseits erwünscht oder nicht ist. Für einen hörenden und sehenden Hund verwendet man optische und akustische Signale für Lob, Tadel oder eine Vorwarnung. Ich muss bei dem z.B wie wild im Kofferraum umwuselndem und an die Scheiben kratzenden Filip unterwegs anhalten. Ihn dann mit beiden Händen ins Platz oder Sitz drücken. Dann losfahren, dann wieder anhalten, dann wieder den Kofferraum auf, Filip zurück in Reiseposition. Dann losfahren  . . . Heute früh haben wir für die zwei Kilometer bis zur Lieblingsgassistrecke mit einem Dutzend Stopps eine geschlagene halbe Stunde und ich alle Nerven gebraucht. Wenn mich meine Hundeerfahrung nicht täuscht, reduziert sich das morgen hoffentlich auf eine Viertelstunde.  

Nun mag sich der eine oder andere Blogleser fragen, warum ich das denn gar so verbissen sehe und bei diesem armen und eingeschränktem Hund auf Regeln beharre. Die zwei wichtigsten Antworten lauten: 
  • Es macht unser gemeinsames Leben und das Miteinander einfach für immer leichter, wenn Gezerre, Drängelei und Forderungen  kein Thema mehr sind. 
  • Es gibt dem Filip eine Chance, dass er auch mal von anderen Menschen betreut oder ausgeführt werden kann.      
Klare Ansage also an die Dresdener Hundefreundin Sabine und meine facebook-Bekannte Patricia (als helfende Organisatorin für die Aufnahme von Filip): Nein -  ich bereue es nicht. Aber wenn Filip wieder mal die teure Haustür zerkratzt oder im  Auto mit sehr viel Schaden wild von ganz hinten nach ganz vorn durchrudert, dann könnte ich ihn!!!  Nicht nur die Ohren zupfen.  Und danke liebe Heidi!!! Dass du mir mit Filip helfen wirst.  

Die hiesige Hundefreundetruppe mit Filip und meiner Heidi.  

        

Kommentare

Cockeroma hat gesagt…
Nur mal als kleine Fortsetzung: Jettzt trennt ein Gitter Kofferraum und Rücksitze. Filip kann sich also nicht (obwohl angeschnallt) nach vorn durchwuseln.

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