Direkt zum Hauptbereich

Filip der große Pechvogel

Von manchen Menschen heißt es, sie würden andauernd vom Pech verfolgt. Ich habe einen Cocker-Spaniel, der immer wieder mit Volldampf auf alle möglichen Unglücksfälle zusteuert. Und dabei sollte doch vor anderthalb Jahren, als der nette Filip aus der Ukraine kam, für ihn alles besser werden. Aber denkste!! 

Filip am Gartentor

Jüngste Katastrophe: Neulich abends - gerade hatten Frau Nachbarin und ich unser wöchentliches Senioren Schachmatch beendet - torkelt der Filip plötzlich. Kippte um, stand mühsam auf, sackte wieder zusammen und blieb mit gegrätschten Beinen auf den Dielen liegen. Natürlich sofort ab zum Tierarzt. Einer hatte in  der 12 Kilometer entfernten Stadt so spät noch offen. Dort horchten dann zwei Tierärzte wechselweise an dem Hund herum: Kaum noch hörbarer Herzschlag, Puls um 40. Tasten, messen und rätseln. Schließlich die Frage des Chefs: Nehmen sie Blutdrucksenker? "Ja freilich, schon seit Jahren". Und könnte der Hund eine Tablette gefressen haben? "Eigentlich nicht! Er ist ja taub und blind. Wie soll er da eine herabgefallene Pille finden? Schließlich riechen und schmecken Blutdruckpillen nicht nach Leberwurst". Aber Stein und Bein darauf verwetten wollte ich auch nicht. Und so haben sie meinen Filip erst einmal wieder hochgespritzt und ich ihm aller Stunden Koffein verabreicht. Am anderen Morgen war er zwar verkatert, aber wieder fit. 

Da waren seine Schrunden an Bug und Ohren gerade so abgeheilt. Die bekam er eine Woche vorher vom Junghund einer Bekannten ab. Nach vielen gemeinsamen Gassigängen und wechselseitigen Besuchen war die Lage zwischen den Rüden plötzlich gekippt. Ob nun das still stehende Verharren meines stummelschwänzigen Taubblinden, die Pubertät des anderen oder andere Dinge den bösen Überfall ausgelöst hat? Filip wurde jedenfalls ziemlich gebeutelt.  

Gehen wir noch ein paar Wochen zurück. Da tritt der kleine Kerl auf der immerhin seit anderthalb Jahren täglich überquerten Brücke vor unserem Haus am letzten Viertelmeter fehl und stürzt zwei Meter tief in den mauergesäumten Dorfbach. Einem Wässcherchen, das sonst nie viel Wasser führt. Aber gerade da nach tagelangem Regen wild gurgelte. An Leine und Geschirr (für beides sollte ich mal ne positive Bewertung schreiben) hab ich die 14 Kilo Cocker dann förmlich wieder hoch geangelt.

Ich bin nicht abergläubisch. Aber anstrengend. Beim letzten Besuch wurde meine Freundin Heidi nervlich schwer geprüft. Von mir, nicht von Filip, dem freundlich duldsamen Pechvogel. Kaum zuckte der mit dem Hinterbein, ächzte im Schlaf oder guckte mal blöd, sprangen alle meine Alarmglocken an und ich vom Sessel auf. Um das Tier zu beäugen, zu betasteten und zu behorchen.  Gottlob, alles o.k. Nur Frauchen-Paranoja. 

Filip mit Kumpeline Darja bei meiner lieben Freundin. 

Aber erzähle euch hier ja nur die jüngsten Beispiele. Wir hatten vorher auch schon Grannen im Ohr, zu viele Atropin-Tropfen vor der Augen OP, einen versehentlichen Tauch-Kopfsprung in einem Spreewald-Graben. Nein, auch ganz ohne Aberglauben oder Karma-Glauben muss ich  auf meinen Pechvogel - und meine Pillen - wohl künftig noch viel besser aufpassen.       

 

  

    

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rund um den Olbersdorfer See

Nur noch ein paar ausgestellte Baggerschaufeln und Grubenwagen erinnern am Nordufer des Olbersdorfer See an dessen vorheriges Dasein als DDR-Braunkohlentagebau. Und nur noch angestammte Zittauer wissen, dass sich 1999 in der heutigen Gaststätte Captain Hook die Kasse der Landesgartenschau befunden hat. Diese Schau endete zwar mit roten Zahlen, hat aber dazu beigetragen hat, aus der Abraumwüstenei ein Naherholungsgebiet zu schaffen, an dem wir uns bis heute erfreuen und dass ich auch euch Hundeleuten als Urlaubs- oder Ausflugsziel durchaus empfehlen kann. Glasklares Wasser und flache Einstiege. Hier vom "Hundestrand" aus der Blick auf die Stadt Zittau gegenüber..  Mit Hund kann man z.B. prima am Campingplatz oder in einer der umliegenden Ferienwohnungen Urlaub machen und natürlich auch rund um den See marschieren, walken oder radeln. Die kleine Runde in Ufernähe, die ist in anderthalb Stunden bequem geschafft. Größere  und gut ausgeschilderte Touren gibt es ja nach Kond

Eine etwas andere Urlaubsvorbereitung

D erzeit  sind wunderschöne Bilder  in der fb-Cockergruppe zu sehen. Fröhliche Hunde am Meer, in den Bergen, in Itailien, Kroatien usw. Für die meisten Hunde ist es sowieso selbstverständlich, mit ihrer Familie gemeinsam in den Urlaub zu fahren. Das gilt auch für meine Cockerine Darja. Aber erst jetzt ist klar, das wir auch mit dem neuen Filip reisen werden können. Als das Kerlchen fast blind und taub vor zehn Monaten via Rumänien und Tschechien aus der ostukrainischen Kampfzone kam, da hatte er schon einige Besonderheiten.  Mit Hundefreundin Renate haben wir Filip  irgendwo vor Prag abgeholt.  Filip tigerte etwa eine halbe Stunde vor Futterzeit wie ein Zootier unaufhaltsam kreiselnd zwischen Stube und Flur umher. In fremder Umgebung fand er weder bei Gassi-Gängen noch Besuchen Ruhe. Er wollte nie mehr in  geschlossene Transportboxen klettern. Und lange noch ging seine Welt unter, sobald ich außerhalb des Grundstücks mal nicht mehr da war.  Er brauchte Routinen wie immer gleiche Wege,