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Kann denn Loben falsch sein?

        Ja sicher - denn alles zur richtigen Zeit

Mit viel zu vielen Worten, aber häufig auch nur durch im falschen Moment erteilten Lob werden leider viele unserer Erziehungsbemühungen wieder neutralisiert. Aber das richtige Timing - es lässt sich lernen. 
 
Das ist hart: eine wurstgestützte Abwarteübung bei immer hungrigen Cockern. 

Kann Belobigen und Belohnen falsch sein? Ja, manchmal geht es sogar nach hinten los. Bewirkt was Falsches - das Gegenteil. Wenn Lob nämlich (ob verbal oder mit Leckerchen) zur falschen Zeit und für falsche Verhaltensweisen kommt, dann ist es bestenfalls ohne Wirkung und im schlimmsten Fall bewirkt es das Gegenteil.  Ein Beispiel aus den eigenen vier Wänden gefällig? Unser Waldi hat ungefragt Herrchens Latsch oder einen Socken erobert und gibt ihn nicht mehr ab. Aber dann, endlich!!! Wir haben den Latsch oder Socken. Wollen den Hund dafür belohnen. Aber die Leckerchen liegen im Nebenzimmer. Bevor wir sie endlich dort aus der Dose geangelt haben, ist dem Hund schon längst entfallen, wofür er eine Belohnung  bekommt. Und haben wir die Hergabe unseres Eigentums (Latsch) wirklich erfolgreich abgefordert, oder ist dem Waldi nur irgendwann seine Beute langweilig geworden?  

Eigentlich ist richtiges Timing eine sichere und wichtige Bank bei der Schulung von Hunden.  Pronto lautet dabei das Zauberwort.        

  • Ein kurzes lobendes Wort, sofort wenn der Hund etwas gut gemacht oder wenn er schlechte Dinge nach dem "nein" Wort unterlassen hat. Ein Lob durch  "braav" oder einen "Streichler" über den Kopf als gutes Feedback.  
  • Natürlich gehen auch Leckerchen. Aber ziehen wir die zu oft für nix oder für bereits ganz selbstverständliche Dinge aus der Tasche, dann hört der Hund nicht, sondern giert nach den Leckerchen. Diese Art Belohnung darf der Hund  zwar immer erhoffen, aber nie erwarten.  (Dazu das Kapitel vom Joker - in einer extra Folge)  
Ups, es klingelt gerade an der Tür. Da helfen keine beruhigenden Worte. Waldi keift. Nicht nur den Postboten hinter der Tür an, sondern auch jeden Hund unterwegs. Wir beruhigen ihn. "Das ist doch nur der Postbote" Oder: "Den Wuffo von oben, den  kennst du doch". Das ist aber auch ein Lob bzw. eine Ermunterung. Wofür lobt ihr? In dem Moment? Aus Sicht des Hundes wohl für seinen beherzten Einsatz für Frauchen und Familie und fürs wilde Keifen. Natürlich darf und muss der Hund bellen, wenn es draußen klopft und klingelt. Aber er muss auch nach dem "Melden" wieder Ruhe geben, wenn das vom Rudelführer angesagt wird.  

Wenige, aber klare Worte

Nun noch zu einer lässlichen Erziehungssünde, die übrigens nicht nur von Hundehaltern, sondern auch von Pferdeleuten gern begangen wird: den vielen Worten. 
Ich bin seinerzeit vor Freude sogar verbal im Quadrat gesprungen, wenn das jugendliche Cockerchen Darja etwas Neues besonders gut gemacht hatte. Da hab ich ihr ganze Kurzgeschichten darüber erzählt, was für ein Spitzenhundchen sie ist und wie toll ich ihre Leistung finde. Aber dann gab es eine kurze und klare Ansage: für mich. Von der in Sachsens Ostens beheimateten Lausitzer Jagdhundeschule.  Ich solle den Hund nicht so zutexten, sondern mich kurz fassen. Unsere Tiere können zwar Stimmungen, Körpersprache, Gesten und Worte lernen, aber keine langen "Volksreden" verstehen. Sie freuen sich zwar über das durchaus wahrgenommene positive Feedback. Aber beispielsweise Worte wie "braaver Junge", "super gemacht" oder "prima Hundchen", die würden in einer ganzen Kaskade anderer Wörte und langer Sätze regelrecht untergehen. Sie verlieren damit Wirkung und ihren Wert als eine Belohung. 

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