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Nur ein Liegeplatz vor dem Haus? Dann darf Darja weich liegen
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Neulich war ich mit Besuch unterwegs. Wir sind im Zittauer Gebirge mit dem mächtig rüttelnden Gebirgsexpress gefahren und viele Dutzend Stufen vom Berg Oybin nach unten gestakst. Wir erkundeten zwischen hunderten Familien die tolle Kulturinsel Einsiedel, pausierten in Eiscafes und lagerten am Badesee. Immer mit dabei: Filip. Kaum ein Mensch unterwegs bemerkt seine Einschränkungen. Vor einigen Monaten fühlte ich ständig Erklärungsbedarf. Wenn der Cocker z.B. mit der Nase kurz an fremden Menschen schnüffelte, und - wenn sie nicht die "Richtigen" waren - weiter nach seinen Leuten suchte. Oder wenn er sich auf unbekannten Wegen im Zickzack zu orientieren suchte. Vor einigen Monaten ging die Welt des Hundchen schon aus den Fugen, sobald das neue Frauchen nur mal kurz in einen Laden verschwand oder ihn gar jemand anderes kurz zum Gassi mitnehmen wollte. Dann jaulte er zum Gotterbarmen oder er bockte.
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Am Badeteich mit neuen Kumpels |
Ein Jahr ist es her. Da habe ich kurz vor Prag den braunen Cockerjungen übernommen. Vom Ukraine Shelter im Frontgebiet hatte der Filip da schon über 2000 Kilometer Transport plus einen mehrwöchigen Aufenthalt in einem rumänischen Tierheim (zwecks Quarantäne, chippen und impfen für die EU-Papiere) hinter sich. Hier angekommen stellte sich heraus: das Hundchen ist nicht nur blind, sondern auch völlig taub. Ein schwerbehinderter Hund also. Diese Oma-Herzensaktion zur "Rettung" wenigstens eines im ukrainischen Frontgebiet zurück gelassenen Hundes, die hätte also auch voll nach hinten losgehen können. Denn nicht wenige Tiere aus dem Ausland mit schlimmen Vorgeschichten bringen neben gesundheitlichen Problemen noch seelische Altlasten mit. Filip ist ein doppelter Glücksfall. Nicht nur ich habe ihn mit Hilfe von Freunden "gerettet". Dieser lebensfrohe und so freundliche Rüde - er bereichert inzwischen auch mein Leben. Und ich hoffe, uns sind noch viele gemeinsame Jahre vergönnt.
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Mit Darja (vorn) lassen sich für Filip Urlaube und Exkursionen in die Fremde ganz gut bewältigen |
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