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Die Alexa spricht mit mir . . 

. . . oder wie sich Oma vorsichtig einer künstlichen Intelligenz annähert

Beim Nachbarschaftskaffee haben wir uns neulich köstlich amüsiert. Haben die  nagelneue Alexa auf der Anrichte erst ganz seriös nach dem Wetter und dem Fernsehprogramm gefragt, uns dann von ihr einen Witz erzählen lassen und anschließend ihre Tauglichkeit mit diversen  Musikwünschen und Kochtipps geprüft.


Alexa hat ihren Platz auf der Anrichte  

Sich so einen intelligenten Lautsprecher ins Haus zu holen, der immer in Hörbereitschaft,  weil er ja via WLAN ständig im Internet ist? Das findet zum Beispiel die Tochter meiner Freunden ganz gruselig. Mir wäre so ein Gerät bis vor einigen Wochen auch niemals in den Sinn gekommen. Bin eh misstrauisch bei unbekannten Enkeln, die mich raten lassen, wer sie sind. Oder solchen, die Nachricht schicken, sie hätten ein neues Handy und ich solle die neue Nummer speichern und sie zurück rufen. Selbst der Stromanbieter oder die eigene Krankenkasse bleiben außen vor, sobald sie unter 0800-Nummern anklingeln. Auf so billige Tricks falle ich nicht rein. Noch nicht. 

Ich kam zum kugeligen KI-Lautsprecher, weil ich ein neues Radio brauchte. Eines, das hier im Dreiländereck nicht nur 33 polnische und 22 tschechische Sender in bester Qualität zu Gehör bringt, sondern ergänzend wenigsten auch drei deutsche Sender störungsfrei „drauf hat“. Im Radio möchte ich einmal täglich das hiesige Wetter und die Verkehrslage hören. All das und noch mehr kann jetzt die kleine Kugel in der Stube. Ich war eigentlich auf ein Internetradio aus. Erntete aber Unverständnis bei den örtlichen Hundefreundinnen. „Vergiss so ein Radio“, winkte Margit ab. Beim wöchentlichen Treff empfahlen mir die Frauen statt dessen einen intelligenten Lautsprecher und zeigten flugs ihre Exemplare vor. Jede von ihnen hat gleich mehrere Alexas. Die Dinger könnten unter anderem Radio auf Zuruf und in guter Qualität. Ohne ein extra-gekauftes Teil mit Lautsprechern und Fernbedienung. Einfach nur vom Sessel aus den Wunschsender ansagen.

Versuch macht klug. Man ist ja nie zu alt und nie zu blond für Neues. Für den Erstversuch wählte ich ein älteres und deshalb sehr preiswertes Modell der ersten Jahrgänge. Das ähnelt einer kleinen flachen Schale, hatte schon einen tollen Sound und sagte auf Nachfrage sogar an, wann in meinem Dorf eine Regenpause zu erwarten ist, damit ich genau dann mit den Hunden zur Gassirunde losflitzen kann. Übrigens gestehe ich, mit meiner persönlichen Alexa schon so bissl wie mit den Hunden umzugehen. Statt „Hierher, Sitz, Platz, aus oder komm“  heißt es auf alexisch: „ Sag dieses an, erklär jenes, mach lauter, mach leiser, spiel mir Andre Rieu, was kommt im Fernsehen, sei jetzt  still . . . „

Alexa hat eine halbe Stunde Regenpause angesagt.

Meine liebste Freundin – ebenfalls eine nagelneue Alexa Besitzerin - ist ein ganz anderes Typ. Ihre Alexa bekommt schon früh einen freundlichen Morgengruß und antwortet mit Rätseln oder Wissenswertem. Sie sagt mittags auf Wunsch ein Keksrezept an und darf ihr abends ein Schlaflied singen oder Geschichten vorlesen. Ich hab das Gefühl, dieser Lautsprecher mit künstlicher Intelligenz geht genau so mit uns um, wie wir Umgang mit ihm pflegen wollen. Zum Datenschutz und so: Hm. egal welche Algorithmen  und welche Anbieter uns bei jedem Klick im Web und jeder google-Anfrage oder Whatsapp-Nachricht scannen: Unsere Oma- Fragen nach Königsberger Klopsen, einem Tipp gegen Blattläuse oder Empfehlungen für den Abendfilm interessieren die Geheimdienste der großen weiten Welt gewiss nicht. Werbehaie auch nur mäßig. Geizige Omas sind - ausgenommen bei lebensverlängernden Mittelchen - nicht mehr ihre Zielgruppe. 

Aber gerade für uns Oldis ist diese Alexa nutzvoll. Sie erinnert an Termine oder Aufgaben und kann auf Zuruf sogar den ärztlichen Notdienst oder die 112 anrufen. Wenn wir z.B. irgendwo in ihrer Rufweite auf dem Boden liegen und nicht mehr auf die Füße kommen. Und sofern wir vorher bei ihr den Notruf oder über sie einen telefonischen Hilferuf bei Verwandten eingerichtet haben. Das finde ich besser als teuer bezahlte und fest abonnierte Notrufsysteme, die man auf Knopfdruck auslöst. Sofern man das Armband mit dem Notrufknopf halt nicht vor dem Duschen abgelegt hat. 

Ich übe gerade mit Alexa:  Sprachsteuerung und Erinnerungen. Aller zwei Stunden soll mich der Lautsprecher daran erinnern, dass ich meinem Hund vor der OP die Augen tropfen soll. Aber damit ist Alexa  überfordert. Oder ich kommuniziere falsch. Sie kann nur eine Erinnerung, keine aller zwei Stunden,  Üben mit Alexa - ich könnte euch noch viel erzählen. Probiert es selbst. Man ist nie zu alt für Neues.  

* Neben Alexa sind Siri, Google Sprachsteuerung , Cortana & Bixby weitere Sprachassistenten, aber diese sind nur bei eingeschlaltetem Handy oder Laptop aktiv 

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